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Schiller im TiC-Theater: In einer zeitgemäßen Inszenierung verblüfft "Der Parasit" mehr denn je als bissige Satire über Politik und Politiker mit zeitloser Aktualität und entlarvenden Pointen.
Gute Komödien, die aktuelle Zustände humorvoll und zugleich bissig wiedergeben, sind selten. Und unversehens findet man ein 200 Jahre altes Lustspiel: „Der Parasit“ von keinem geringeren als Friedrich Schiller. Das Stück stammt ursprünglich aus dem Jahre 1791 und war von Louis Benoit Picard als Satire auf das Intrigen-Unwesen unter dem gerade zu Fall gebrachten Ancien Régime gedacht. Schiller übersetzte und bearbeitete es 1803 unter dem Titel "Der Parasit" für das Weimarer Hoftheater. Heraus kam ein amüsantes Kabinettstück über Machtpoker und Intrigen eines egoistischen Politikers, das schon bei der Weimarer Premiere das Publikum auf Anhieb begeisterte. Und noch heute zeigt die Geschichte um den machtlüsternen Karrieristen Selicour, dass sich in Bezug auf Moral und Unmoral bis heute wenig geändert hat.
Nein, zimperlich ist er nicht, wenn es um seinen eigenen Vorteil geht, der berechnende Opportunist Selicour. Dreierlei beherrscht er perfekt: Leute um den Finger zu wickeln, mit geschwollenen Reden eigene Inkompetenz geschickt zu verbergen und die Gunst seines neuen Vorgesetzten, des Ministers Narbonne, mit Schmeicheleien, dreisten Lügen und Unterwürfigkeit zu erschleichen, um auf der Karriereleiter aufzusteigen. Auf der Strecke bleiben die redlichen und sachverständigen Mitarbeiter, deren Arbeit Selicour ohne zu zögern als eigene Leistung ausgibt, um sie dann bei nächster Gelegenheit auszubooten. Erstes Opfer ist sein Schulkamerad La Roche. Dessen Warnungen vor dem cleveren Blender werden in den Wind geschlagen. Der Minister geht sogar so weit, Selicour für den begehrten Gesandtschaftsposten vorzuschlagen. Höhepunkt des falschen Spiels ist Selicours Plan, sich durch die Heirat mit Narbonnes Tochter in dessen Familie einzunisten. Doch La Roche sinnt auf Revanche, kennt der doch die Machenschaften des Parasiten nur zu genau. Als gelehriger Schüler will er den aalglatten Heuchler mit dessen eigenen Waffen schlagen und ihn mit einer noch gerisseneren Intrige entlarven …
Die Presse zu "Der Parasit" im TiC-Theater:
„Erfolgreiche Schädlingsbekämpfung: Temporeiche und pfiffig-aktuelle Inszenierung von Schillers „Parasit“ im TiC. Die „große“ Korruption mit Vorteilsnahmen, Geld- und Schmuckgeschenken – wir kennen sie hier im Tal der Wupper. Aber das alltägliche Geschäft um die Gunst des Chefs, das Kaltstellen des Mitspielers, das kennen wir sogar aus persönlichem Erleben. Denn Dort wird Friedrich von Schillers Lustspiel „Der Parasit“ gegeben. Das eher selten gespielte Stück fußt auf einer Komödie des Franzosen Louis-Benoit Picard, das Schiller übersetzte, durch die Form der textlichen Bearbeitung aber so veränderte, dass man es ihm durchaus zuschreiben kann. Letztlich aber ist die Frage des Autors fast nebensächlich vor dem Hintergrund eines Sujets, das schon fast beängstigend aktuell scheint und problemlos in die Gegenwart verlegt werden kann. Denn wie der intrigante Aufsteiger Selicour seine Untergebenen ausnutzt und hintergeht, um vor seinem Minister zu glänzen, das ist teilweise atemberaubend zeitgemäß. Regisseur Ralf Budde („Wir waren teilweise selbst überrascht, wie man das Stück 1:1 in die Gegenwart übertragen konnte“) hat denn auch konsequent die Rolle des ebenso smarten wie korrekten Ministers Narbonne als Kopie von Verteidigungsminister zu Guttenberg (Carsten Müller, in jeder Beziehung ein überzeugender Doppelgänger) angelegt. Ein geschickter Kunstgriff, die darauf aufbauende Rahmenhandlung bietet sogar Parallelen zu dessen Problemen bei Amtsantritt. Im Mittelpunkt freilich steht der Karrierist Selicour, von Andreas Mucke mit grandiosem komödiantischem Ausdruck gespielt. Wie dieser sich mit fremden Federn seines Abteilungsleiters Firmin (Wolfgang Sprotte, rollengemäß sehr brav) und dessen Sohn Karl (jugendlich aufbrausend: Alexander Bangen) schmückt, um sich nicht nur die Gunst des Ministers, sondern auch dessen Tochter und der naiven Mutter zu sichern, das ist umwerfend komisch, und doch erschreckend glaubwürdig. Nur gut, dass der ausgebootete La Roche (ein ebenbürtiger Gegenspieler: Dennis Wilkesmann) seinen Rachefeldzug gegen den Strippenzieher erfolgreich gestalten kann und Selicour schlussendlich mit dessen eigenen Mitteln schlägt. In dieser sinnvoll gekürzten Form ein unterhaltsamer Klassiker, der, wie die Uraufführung 1803 in Weimar, auch in Cronenberg mit „allgemeinem Jubel und langem Klatschen“ aufgenommen wurde.“ - Wuppertaler Rundschau
„Ein Parasit im TiC! Es ist heute noch wie vor mehr als 200 Jahren. Eine Karriere macht man nicht unbedingt mit Sachkenntnis, Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein – statt dessen zählen Intrigen, Lügen, Mobbing, Manipulationen und eine gezielt einstudierte Rhetorik zu den Strategien, um ohne Rücksicht nach oben zu kommen. Mit dieser Thematik hatte sich Louis Benoit Picard schon 1797 befasst und das Stück „Der Parasit“ geschrieben. Das nahm dann Friedrich von Schiller auf, bearbeitete es und brachte es dann 1803 mit großem Erfolg in Weimar als Lustspiel auf die Bühne. Das Ränkespiel des Stücks hat an Aktualität nichts verloren, manch einer kennt solches Verhalten aus dem eigenen Amt oder seiner Firma. Im Stück hat sich Selicour mit seiner Kriechermentalität nach oben gearbeitet und will beim neuen Minister Narbonne nun auch Gesandter werden. Er teilt seine Mitmenschen in zwei Kategorien: nützliche Idioten und Erfolgshindernisse. Die Mutter des Ministers hat er bereits umgarnt, die Tochter Charlotte will er heiraten. Doch der geschasste La Roche sinnt auf Gerechtigkeit, will den Beamten Firmin samt Sohn in Amt und Würden sehen: „Ich mache euer Glück, ihr mögt es wollen oder nicht.“ Doch bis dahin gibt es noch manche ungeahnte Verwicklung, bevor es am Schluss heißen kann: „Der Schein regiert und die Welt, und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne!“ (...) Deshalb wurde jetzt Schillers „Der Parasit“ auf die Bühne gebracht, sehr unterhaltsam und bis heute aktuell. Im TiC hat das Team um Theaterleiter Ralf Budde, sowie Sandra Beckmann (Bühne), Kerstin Faber (Kostüme) und Michaela Döpper (Maske) erneut einen Volltreffer gelandet. Die Zeit Schillers kehrt zurück.“ - Cronenberger Anzeiger
Schillers Lustspiel ist eine überraschend aktuelle und aberwitzig komische Parabel über die Kunst, zu lügen, über Intrige, Heuchelei und rücksichtslosen Karrierismus.
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